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Kunibert – Ein etwas anderer Einsatz

Kunibert – Ein etwas anderer Einsatz

Das Einfangen dieses Hundes war eigentlich keine große Sache. Was diesen Fall bemerkenswert macht ist, was drum herum geschah, warum es überhaupt dazu kam, dass unsere Hilfe nötig wurde. Kuniberts Besitzerin S.K. kannte mich noch von meinem allerersten Einsatz mit Falle vor ziemlich genau 10 Jahren und hatte, warum auch immer, noch meine Nummer im Handy. Am Samstag gegen 21.00 Uhr rief sie mich recht verzweifelt an und bat um Hilfe.

Ca 4 Wochen zuvor war sie auf die Vermittlungsanzeige für den etwa 2-jährigen Kunibert (Kuni), ein French-Bulldog-Rüde, gestoßen. Dieser sollte unter anderem wegen einer gewissen Neigung zur Ressourcen-Verteidigung abgegeben werden. Die gute S., eigentlich im Tierschutz nicht unerfahren, wollte etwas Gutes tun und nahm den Buben bei sich auf. Sie hatte leider nicht bedacht, dass dieses Verhalten, was früher für sie kein Problem dargestellt hätte, sie nach ihrer langen Krankheitsgeschichte vielleicht doch überfordern könnte. Zunächst war Kunibert einigermaßen unauffällig. Aber mit zunehmender Eingewöhnung fing er genau wieder an, dieses Verhalten zu zeigen und das in einer Intensität, dass es in dieser Konstellation nicht mehr tragbar war. Die Einzelheiten dazu spare ich mir hier. Aber was Kuni zeigte, ging über Abschnappen oder mal zwicken, was auch schon nicht zu tolerieren gewesen wäre, bei weitem hinaus. Es war von vornherein ausgemacht worden, dass Kuni wieder zurück nach Hamburg hätte gehen sollen, wenn es hier in Hattingen nicht funktionieren würde. Als es dann aber soweit war, wurde das zunächst abgelehnt. Ihn ins Tierheim zu bringen, war erst mal auch nicht möglich. Wie angespannt die Situation in unseren Tierheimen ist, ist ja hinlänglich bekannt. Es wurde immerhin angeboten, ihn auf eine Abgabe-Warteliste zu nehmen, was durchaus auch nicht in jedem Tierheim möglich ist. Aber S. solle es auch noch mal bei der Vorbesitzerin versuchen.

Diese versuchte dann, neue Adoptanten für den Hund zu finden. Der erste sagte, obwohl der Abholtermin schon ausgemacht hatte, wieder ab. Aber schnell meldete sich noch eine weitere Person aus dem Rheinland. Diese kamen dann wie verabredet am Samstagnachmittag, kurz bevor S. zur Arbeit musste, um Kuni abzuholen. Der Versuch, ihn einzuladen erwies sich schon als schwierig, die zum Transport angebotene Box wurde abgelehnt. S. könne auch gern jetzt zur Arbeit fahren, den Rest bekomme man schon hin. Zum Glück bekamen auch die direkten Nachbarn die Situation mit und auch, dass die Leute dann tatsächlich mit Hund im Auto davon fuhren. Allerdings staunten die Nachbarn nicht schlecht, als das Auto nach einiger Zeit wieder vorfuhr, und Kuni mit Futtersack in den Garten gesetzt wurde. Man kann nur von Glück sagen, dass Kuni nicht noch auf die Idee kam, aus dem definitiv nicht hundesicheren Garten abzuhauen. Da er nicht für den Allein-Aufenthalt eines Hundes gedacht war, war dieser Garten nicht sicher eingezäunt. Man stelle sich mal vor, dass Ku

ni eventuell noch als entlaufener Hund durch Hattingen gestromert wäre. Was da alles hätte passieren können… da braucht es nicht viel Phantasie um sich das auszumalen. S. ließ auf der Arbeit alles stehen und liegen, als sie die Nachricht von den Nachbarn bekam und fuhr heim. Leider ließ Kuni sie nicht mehr in den Garten und somit kam sie auch nicht mehr in ihre Wohnung. Die zunächst hinzugezogene Polizei nahm die entsprechende Anzeige auf und versuchte auch gemeinsam mit S. Kuni irgendwie einzufangen, was aber misslang. Veterinär- und Ordnungsamt waren leider trotz mehrmaliger Versuche durch die Beamten zu diesem Zeitpunkt auch nicht erreichbar. So stand S. dann irgendwann mit dem Problem wieder allein da und rief dann schließlich bei mir an.

Michael ist meine Anrufe zu den verrücktesten Zeiten mit nicht weniger verrückten Ideen ja inzwischen gewöhnt und hatte zum Glück auch Zeit zu helfen. So beschlossen wir kurzfristig, wir machen das „mal eben“. Da meine Dauth-Falle mit der Klapp-Tür für diese Situation nicht geeignet war, kam nach langer Zeit mal wieder die gute alte Holz/Gitter-Falle (ein Eigenbau), zum Einsatz. Diese stellten wir unmittelbar vor die Gartentür, die nach innen aufging und entfernten dann den ganzen Blickschutzkram, um agieren zu können. Glücklicherweise ist Kunibert der Verfressenen einer und ließ sich davon durch den Radau mitten in der Nacht vor „SEINEM“ Garten auch nicht davon abhalten, sich über die angebotenen Brühwürstchen herzumachen. Michael hockte sich oben auf die Falle, die wir schon gut mit Stroh ausgelegt hatten, und hielt die Falltür fest. Wir schmissen dann die Fleischwurststückchen immer näher zur und in die Falle, so dass Kuni sich nicht lang bitten ließ und wir die Falle manuell schließen konnten. Soweit kein wirklicher Akt. Aber nun war guter Rat erst mal teuer, denn wohin mit dem Buben? In die Wohnung konnte er aus gutem Grund nicht mehr. Sobald S. auch nur in die Nähe der Falle kam, ging Kuni steil. So packten wir die Falle dann mit Daunendecken gut ein. Ein dickes Strohlager hatten wir vorsorglich auch schon in die Falle verfrachtet. So musste er leider erst mal dort bleiben, denn nun hieß es bei allen Stellen: „Der Hund ist festgesetzt, nicht unser Problem.“

Am Morgen nahm ich dann Kontakt zu Ines Zumbusch vom Tierheim Witten-Wetter-Herdecke e.V., zu deren Einzugsgebiet Hattingen ja gehört, auf um zu klären, was es jetzt für Möglichkeiten gäbe. Dass das Tierheim eigentlich voll ist, war mir ja bewusst. Auf Ines Rat hin versuchten wir nochmals, über die Polizei ans Ordnungsamt oder Veterinäramt zu kommen, aber auf der Polizei ließ man S. leider knallhart abblitzen. Die Beamten vom Abend zuvor waren leider nicht mehr im Dienst. Und an dieser Stelle muss ich jetzt wirklich ein riesig fettes Dankeschön an das Tierheim Witten sagen, denn obwohl sie eigentlich voll bis unters Dach sind und auch noch eine größere Sicherstellung von mehreren Hunden ansteht, für die man ja die Plätze auch vorhalten muss, hieß es nach nochmaliger Rücksprache: „Bringt ihn uns, wir finden eine Lösung!“. In der heutigen Situation der Tierheime war das alles andere als selbstverständlich, zumal gerade Witten ja auch eines der weniger werdenden nicht-städtischen Tierheime ist, die auch Hunde aufnehmen, die nicht so einfach sind und somit einen sehr hohen Bestand an Langzeit-Bewohnern haben. Für Kuni hoffe ich, dass er sich jetzt relativ schnell unter den kundigen Händen des Tierheim-Teams die Flausen abgewöhnen und das Einmaleins des Zusammenlebens mit den Menschen erlernen wird, um dann noch ein langes glückliches Leben in einer Familie führen zu können. An diesem Punkt bin ich sehr zuversichtlich.

Danke, liebe S.K., dass du mich in offensichtlich guter Erinnerung behalten und uns das Vertrauen entgegen gebracht hast. Michael, auch dir ein fettes Danke, dass du wieder mal bei Nacht und Nebel mit mir los bist um verrückte Dinge zu tun *lach. Danke Kai Sch. , dass du zum Tierheim geeilt bist, um beim Falle schleppen zu helfen, auch wenn es dann letztlich nicht nötig war. Zumindest hab ich mich gefreut, dich mal wieder zu sehen. Und Danke, Danke, Danke Ines Zumbusch (stellvertretend für das ganze Tierheim-Team), dass du trotz eurer eingeschränkten Kapazitäten eine Möglichkeit für Kuni geschaffen hast und er jetzt wirklich einen guten Start bekommen kann. Ich hoffe, dass man es euch mit Sach-, Futter- und gern auch Geldspenden danken wird, dass ich euch so vieler Tiere im ganzen Kreis fachkundig und liebevoll annehmt.

Das Tierheim würde sich sicherlich über die eine oder andere oder auch einige mehr Futterspenden für Kuni und auch die anderen Nasen dort freuen, denn kostendeckend zu arbeiten, wenn viele Hunde lange im Bestand bleiben, ist schlicht nicht möglich.

Spendenkonto des Tierheims:
Tierheim Witten, Wetter, Herdecke e.V.
Sparkasse Witten
IBAN: DE64 4525 0035 0000 0424 57

Und die Amazon-Wish-List des Tierheims:
https://www.tierheim-witten.de/spenden-fuers-tierheim/